Rabea Lang aus Büschfeld berichtete auf Einladung von der CEB und dem Förderverein Bildung für Bolivien über ihre Arbeit

WADERN Hohe, schneebedeckte Berge mit dem Polarklima der Anden, weites Feld bis hin zu dem tropischen Regenwald – so vielseitig zeigt sich Bolivien. Dort, wo andere Urlaub machen, setzt sich dagegen Rabea Lang für ihren Traum ein: Eine gerechte Schulbildung in Bolivien. Für dessen Verwirklichung engagiert sie sich seit zehn Jahren vor Ort. Dafür verließ sie ihre Heimat Büschfeld und arbeitet als Schulleiterin an der Unidad Educativa Monte Cristo in Sucre, der Hauptstadt Boliviens. Während ihres Theologiestudiums kümmerte sie sich um sozial benachteiligte Kinder. Unter dem Thema „Rabeas Traum: Gerechte Schulbildung für Kinder und Jugendliche in Bolivien“ haben der Förderverein Bildung für Bolivien und die CEB-Akademie zum Begegnungs- und Informationsabend im Kino Lichtspiele Wadern geladen, wo die Schulleiterin über ihre Arbeit und ihr Projekt berichtete.

Bereits während ihres Theologiestudiums an der Universität in Trier verschlug es Rabea Lang nach Bolivien, wo sie ihren freiwilligen Dienst leistete. Sie arbeitete in Waisenhäusern, im Gefängnis und in Bildungseinrichtungen, was sie rückblickend als ein „schockierendes Erlebnis“ bezeichnete. Schlimme Verhältnisse herrschten in den Schulen, denn die Jugendlichen kommen meist aus einem bildungsfernen Umfeld. Zweifel kamen auf, ob sie in diesem Land bleiben möchte. Doch ihre Begegnung mit jungen motivierten Lehrern, die die Idee dazu hatten, eine Schule zu bauen, änderte dies. „Ich wollte mich daran beteiligen“, erzählte Lang, wenngleich sie die Entscheidung nicht leichtfertig traf. „Das bolivianische Schulsystem hat den Nachteil, dass nur Kinder aus wohlhabenden Familien eine gute Schule besuchen können“, sagte sie.

Neben Privatschulen gibt es auch staatliche, an denen ihren Worten nach unmotivierte Lehrer arbeiten. Um ihren Sprösslingen in dem südamerikanischen Land eine gute Schulbildung zu ermöglichen, fehlen den Eltern oft die finanziellen Mittel. Denn außerhalb der Stadt leben viele Familien in Hütten, ohne fließendes Wasser, berichtete Rabea Lang. Kommen diese dann in der Stadt, sehen sie die soziale Ungleichheit. Sie stellte dabei den Besuchern des Vortrags eine Frage: „Welches Leben ist glücklicher: Das mit materiellem Wohlstand oder materieller Armut, wo man sich um sich selbst sorgt?“, fragte sie und ließ die Besucher für sich selbst entscheiden.

Um jedem Kind eine gute Schulbildung zu ermöglichen, beteiligte sie sich an dem Projekt, welches 2008 initiiert wurde. Eröffnet wurde die Schule ein Jahr später mit 60 Schülern, darunter auch Kindergartenkinder. Mittlerweile wird sie von 470 Schüler besucht, von denen Rabea Lang zufolge etwa 200 aus armen Verhältnissen kommen.

Darin liegt für sie auch der Wert dieser Schule: „Die Kinder kommen aus allen sozialen Schichten, schließen Freundschaften, wachsen zusammen und helfen einander“, hielt sie fest. Alle Schüler tragen eine einheitliche Uniform, ungeachtet ihrer Herkunft. „Es ist motivierend, ein Ergebnis zu sehen.“ Damit dem Nachwuchs aus ärmlicheren Verhältnissen geholfen wird, übernehmen viele Menschen seit Jahren eine Patenschaft für die Heranwachsenden. Lang stellte auf der Leinwand des Kinos die Geschwister Jason und Irana vor, die bereits Paten gefunden haben. Mit der Ermordung des Vaters wurde der Familie die Lebensgrundlage entzogen. „Ohne die Unterstützung von Paten wäre es ihnen unmöglich zur Schule zu gehen.“

Mit einer guten Schulbildung und einem Abschluss haben diese jedoch die Chance auf einen gut bezahlten Job. „Wir möchten ihnen dafür die entsprechenden Möglichkeiten geben und die Schüler fördern“, sagte Rabea Lang. Neben allgemeinen Wissen erfahren die Schüler auch sportliche Förderung in unterschiedlichen Sportarten.

Mit Hilfe von Spenden von Privatpersonen und Institutionen können sie vielen Heranwachsenden den Gang zur Schule ermöglichen, weswegen Lang allen Spendern und Paten dankte. Im Gegenzug legt sie Wert darauf, dass die Heranwachsenden ihr Glück wertschätzen: „Denn es gibt nach wie vor Gleichaltrige, denen es viel schlechter geht“, erinnerte sie. Nach dem Abschluss können die Schüler die Universität besuchen, wo – anders als in Deutschland – eine Berufsausbildung durchlaufen wird. Wenngleich es ein monatliches Schulgeld von umgerechnet 50 Euro gibt, nimmt die Schule jeden auf, der aufgenommen werden möchte. Der fehlende Betrag wird durch Spenden bezahlt, wodurch ihnen der Weg in eine bessere Welt eröffnet wird.

Hintergrund

Die Spenden werden in voller Höhe für das Bemühen um eine gerechte Bildung in Bolivien eingesetzt. Verwaltungskosten fallen keine an. Paten zahlen für ihre Patenkinder das monatliche Schulgeld. Eine Patenschaft kann bereits ab 15 Euro abgeschlossen werden. Einmalige oder regelmäßige Spenden an den Verein „Bildung für Bolivien“ werden für die Nachmittagsbetreuung, Hausbesuche, psychologische Hilfe, Unterrichtsmaterial, Schulkleidung, Fahrtkosten, Arztkosten und Hilfe in familiären Notsituationen verwendet.

Wer helfen möchte, wendet sich an den ersten Vorsitzenden des Vereins, Hubert Zimmer, unter Tel. (0 68 71) 73 49 oder an Sonja Lang unter Tel. (0 68 74) 61 70.

(Text: Tina Leistenschneider)