In der Lehrküche der CEB-Akademie in Hilbringen ging es für 14 Kursteilnehmer eines Workshops um gesundes Kochen und Essen

HILBRINGEN Es brutzelt, kocht und riecht verlockend gut, während in der Küche großes Treiben herrscht: Es wird gewaschen, geschält und geschnibbelt und das für einen ganz bestimmten Zweck: Um dem Nachwuchs gesunde Ernährung näherzubringen. Dafür scheuen die vierzehn Männer und Frauen keinerlei Mühe. Die Teilnehmer der von der Barmer ausgerichteten Aktion „Ich kann kochen“ hatten am vergangen Freitag viel zu tun, als sie sich in der Lehrküche der CEB Akademie in Hilbringen einfanden, um mehr über gesundes Essverhalten zu erfahren. Die Erzieher und Lehrer aus Kitas, Kindergärten und Grundschulen aus der näheren Umgebung des Landkreises Merzig-Wadern sowie aus Luxemburg und Rheinland-Pfalz nahmen hierfür an einem eintägigen Workshop der Initiative teil und dürfen sich von nun an Genussbotschafter nennen. Gemeinsam wollen sie das Ernährungsbewusstsein der Heranwachsenden fördern und sie so an die gesunde Ernährung heranführen. „Dazu vermittelt der Workshop Informationen zur Ernährungssituation und zum Ernährungsverhalten von Kindern sowie nützliche Hinweise für das Kochen mit Kindern“, erklärt der Koch des Workshops, Stefan Brandel.

Denn viele von den Kleinen wissen gar nicht mehr, woher das Gemüse ursprünglich kommt. Auf diese Frage fallen schon mal die Wörter „Rewe“ und „Aldi“ statt „aus der Erde“, wie Lisa Wilhelm, Erzieherin im Perler Kindergarten, erzählt. Dass gesunde Ernährung Spaß macht und lecker schmeckt, soll dem Nachwuchs spielerisch vermittelt werden. „Gerade die Jüngsten sind offen für neue Geschmäcker und gehen gerne auf Entdeckungstour“, verrät der Koch. Ihm zufolge gehöre dazu auch das Ausprobieren von neuen Lebensmitteln. Wenn man sie daher aktiv am Kochen beteiligt, lernen sie Kochkompetenz und verankern zudem gesunde Ernährung als alltäglichen Bestandteil in ihrem Leben. Hierbei erfahren sie, dass es bei einer gesunden Lebensweise auf viel frisches Obst, Gemüse und eine abwechslungsreiche Ernährung ankommt. Merkmale, die auf Fast Food und Fertiggerichte nicht zutreffen.

Bevor es ans Kochen geht, erhalten die Teilnehmer von Stefan Brandel die Anweisungen, was sie zu tun haben. Aufgeteilt in Dreiergruppen, machen sich die Teilnehmer ans Werk. Auf dem Speiseplan stehen saisonale Gerichte wie Gemüse-Nuss-Bratlinge, Ayran mit Minze und Kartoffel-Rosmarin-Spalten sowie ein Feldsalat mit Champignons und Orangen und selbstgemachtem Ketchup. Die Erzieher und Lehrer müssen dafür unter anderem Birnen und Kartoffeln schälen, den Hokkaido aushöhlen und alles in kleine Stücke zerkleinern. Dank vorheriger Koordination läuft es reibungslos: Nach etwa eineinhalb Stunden Vorbereitung und Zubereitung können es sich dann alle schmecken lassen. Die ersten Eindrücke: „Kompliment“, „lecker“ und „schmeckt sehr gut“ sind unisono zu vernehmen, was den Trainer des Workshops sichtlich freut. Über das Essen kommen die Erzieher und Lehrer ins Gespräch und geben sich gegenseitig Tipps für Verbesserungsvorschläge oder welche Gerichte für die Jüngsten noch in Frage kämen.

„Auch wir Erwachsene haben eine Vorbildrolle für die Kinder, da sie von uns lernen“, weiß Stefan Brandel. Heißt also: Wenn wir selbst zu gesunden Lebensmitteln greifen, gucken uns das die Sprösslinge ab. Gehen die Eltern jedoch nebenbei arbeiten, bleibt abends nicht mehr viel Zeit zum Kochen: „Der Trend geht zum schnell nebenbei Kochen und Essen“, sagt der Koch. Darin liegt jedoch seinen Worten nach das Problem. Besser sei es, frisch zu kochen und die Zwei- bis Dreijährigen mitentscheiden zu lassen, was gekocht wird. „Man sollte Ideen von Kindern beim Kochen zulassen.“ Je früher man damit anfinge, desto besser und förderlicher wäre es für das eigene Essverhalten.

Erfahrungen, die auch die Erzieher und Lehrer bestätigen können. „Wir haben jeden Tag ein gesundes Frühstück mit einem großen Büfett in der Kita“, erzählt Doris Sdringis vom Kindergarten St. Jakobus in Weiskirchen. „Das kommt gut bei den Kindern an und sie probieren viel aus“. Außerdem veranstalte man jedes Jahr das Fest „Schau mal über den Tellerrand“, bei dem die Mütter diverse nationale Gerichte aus ihrer jeweiligen Heimat wie Russland, Syrien, Polen und Senegal in Afrika zubereiten können. Mit dem Nachwuchs selbst zu kochen, sei ein Ziel von ihnen, dazu fehlen ihnen allerdings die entsprechenden Stunden und die finanziellen Mittel. Was sie von dem Workshop mitnimmt? „Neue Erfahrungen und den Wunsch, noch mehr selbst zu kochen“.

Regionales Gemüse pflanzen auch die Erzieherinnen Maria Chiapparo und Angela Gräßer in der Kita in Mechern an. Sie verfügen über unterschiedliche Beete, wo sie Kartoffeln, Tomaten, Zucchini, Kürbisse, aber auch Erdbeeren, Melonen und Kräuter anbauen. So sehen die Jüngsten von Anfang an, wo das Gemüse herkommt und wie es wächst. „Die Kinder können helfen und alle Erzeugnisse werden verarbeitet“, erzählt Maria Chiapparo und ergänzt, dass die Kleinen sehr viel Spaß beim Arbeiten im Garten haben. Durch das Seminar haben sie nun neue Ideen, was man anbieten kann, um die Sprösslinge für gesundes Essen zu begeistern.

Dagegen verfügt die Kinderkrippe Am Stadtpark über ein wirkliches Luxusgut, wie Sabine Hampe-Nelwis anmerkt. Statt einem Catering werden hier die Speisen vor Ort von einer Köchin frisch zubereitet, die zugleich Ernährungsberaterin ist und sich bestens damit auskennt, wie man die nächste Generation für ausgewogenes Essen bezaubert. Auch hier wird ein abwechslungsreiches Frühstück angeboten, bei dem die Kids immer wieder neue Erfahrungen machen.

„Wir sind von der Grundeinstellung skeptisch gegenüber neuen Lebensmitteln“, weiß Stefan Brandel. Tatsächlich probieren aber gerade Heranwachsende gerne viel aus, besonders in der Gemeinschaft, berichten alle Teilnehmer. Das käme, weil sie sehen, dass ein Freund ein bestimmtes Lebensmittel sehr gerne ist. Dadurch werden sie dazu ermutigt, dieses selbst zu testen. So käme man immer wieder auf neue Geschmäcker. „Kinder entdecken mit allen Sinnen“, betont Brandel, der sowohl bei den Kleinen als auch den den Großen für Aufklärungsarbeit bezüglich gesundem Essverhalten leisten möchte.

Auf nahrhafte und vitale Gerichte setzt auch der Perler Kindergarten. Zwar sei man zu groß, um eigens zu kochen, doch dafür bekämen sie ihr Essen vom Schengen-Lyzeum und haben Einfluss darauf, was auf den Tisch kommt. Mit dem Wissen, das sie nun aus dem Workshop mitnimmt, möchte Lisa Wilhelm ebenfalls ein Frühstück anbieten. Sie wisse nun, wie man mit einfachen Handgriffen viel direkt umsetzen kann und hofft darauf, diese in Zukunft durchführen zu können, um möglichst zahlreiche Kinder für alltagsnahe und vielseitige Ernährung zu begeistern.

Hintergrund

„Ich kann kochen!“ ist Deutschlands größte Ernährungsinitiative für Kita- und Grundschulkinder und war erstmals in Merzig zu Gast. Die Initiatoren sind die Barmer und die Sarah Wiener Stiftung. Ziel ist es, das Ernährungsbewusstsein und die Ernährungsbildung von Kindern zu fördern. Kern der Kampagne sind kostenfreie Qualifizierungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte zu Genussbotschaftern. Diese werden dafür qualifiziert, in ihren Einrichtungen praktische Koch- und Ernährungskurse für den Nachwuchs anzubieten. Durch das gemeinsame Kochen werde den Kleinen praxisnahes Ernährungswissen vermittelt und damit die Gesundheit gefördert. Als Starthilfe unterstützt die Barmer die Einrichtungen mit 500 Euro. Pädagogen und Bildungsträger, die Kinder auf den Geschmack bringen möchten, können sich auf www.ichkannkochen.de informieren und kostenfrei zur Teilnahme an einer Fortbildung anmelden.

(Texte: Tina Leistenschneider)