Jean-Louis Kieffer hat in der CEB Akademie moselfränkische Texte aus seinem aktuellen Buch „Òf der Zong“ gelesen

HILBRINGEN Über das Wetter steigt Jean-Louis Kieffer ein. „Et reent“, liest der lothringische Mundartautor vor, während sich draußen, vor den Fenstern, bereits die Dunkelheit über die Saarwiesen gesenkt hat. „De Wolken verschmieren den Himmel./ Òf der Strooss rutscht en Auto/ En’t Duerf rén./ De Bääm schäämen sich/ Un drépsen ihr Bläädern/ Òf den Gaartenweech./ Eich hucken an der Fénschter/ Un dabausem/ Brunst/ Der Reejen gént de Mauer.“ Kieffer löst den Blick von dem Buch in seinen Händen, lässt ihn über die 30 Besucher in der CEB Akademie schweifen und fährt fort, ihnen moselfränkische Texte und Gedichte aus seinem kürzlich erschienenen Buch „Òf der Zòng“ vorzutragen. Über das Wetter, die Zeit, Orte, die ihm am Herzen legen – und über die Sprache selbst.

„Jean-Louis Kieffer ist ein leidenschaftlicher Anhänger und Verteidiger seiner Muttersprache“, sagte der CEB-Vorsitzende Gisbert Eisenbarth bei der Begrüßung. „Er kämpft in Wort und Schrift für den Erhalt des Moselfränkischen und des Lothringer Platt.“ Kieffer, 1948 in Filstroff geboren, ist als Gründer und langjähriger Vorsitzender der Mundartvereinigung „Gau un Griis“ weit über Lothringen und das Saarland hinaus bekannt, hat für seine Texte mehrere Auszeichnungen und Preise erhalten. Eisenbarth verwies darauf, dass Kieffers aktuelles Buch „Òf der Zòng“ mit Bildern der Künstlerin Magdalena Grandmontagne illustriert ist, die bis zum 20. Dezember einige dieser Werke in der CEB Akademie ausstellt und sich an diesem Abend auch zu den Zuhörern gesellte.

Das Buch heißt „Òf der Zong“, erklärte Jean-Louis Kieffer, weil die Sprache über die Zunge gelebt wird und sie weiterleben soll. Auf knapp 130 Seiten hat er nicht nur Gedichte und Texte auf Moselfränkisch verfasst, sondern diese auch auf Französisch übersetzt. Einige französische Texte wiederum hat er ins Deutsche übertragen. Während der Lesung erzählt Kieffer von den Hintergründen der Texte, was ihn dazu bewegt hat, sie zu verfassen. Er spielt mit der Mundart, beispielsweise beim Gedicht mit dem Titel „Haut“, was sowohl „heute“ als auch „die Haut“ bedeuten kann. Mit „Der Tooleyer Deiwelchen“ präsentierte Kieffer eine Hommage an die Kirche in Tholey, das St. Wendeler Land gefalle ihm insgesamt sehr gut. Die Gedichte „Groo… mei Sprooch“ und „Mélchzänn“ griffen auf, wie das Moselfränkische droht, verloren zu gehen. Und „Mojens fréih iwwer der Hétt“ handelt davon, wie in dem Industrieland Saarland heutzutage so mancher Schornstein einsam in den Himmel ragt.

Neben diesen und weiteren Gedichten las Kieffer an diesem Abend mit „Hascht‘ d’ehn òfgehang?“ die Geschichte einer Frau namens Maadleen, die 1940 wie damals üblich ein Bild von Hitler geschenkt bekam, es aber partout nicht aufhängen wollte. Erheitert hat die Besucher eine Geschichte aus Kieffers Jugend, die unter anderem vom Christkindchen handelt, „Et Jeannette“, in der es unter anderem heißt: „Et Jeanette verzehlt haut wahrscheinlich irjendwo én Frankreich seinen Kénnskénnern wéi et fréiher so scheen wor aan der Kérmess un aan Chréschtdach én Lothringen. Denkt et noch aan meich?“