Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V., Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser im Saarland und CEB haben zur Tagung „Digitale Transformation im Krankenhaus“ eingeladen

HILBRINGEN Von der digitalen Patientenakte bis zur Telemedizin – in der medizinischen Versorgung eröffnen sich durch die Digitalisierung zahlreiche Möglichkeiten. Wie 4.0 in Krankenhäusern aussehen könnte, hat eine Tagung zu „Digitale Transformation im Krankenhaus“ thematisiert, zu der die Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V. und die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser im Saarland gemeinsam mit der CEB Akademie eingeladen haben. Dr. Birgit Kugel, Direktorin des Diözesan-Caritasverbandes Trier e.V., sprach bei der Begrüßung von der Digitalisierung als Herausforderung, „die auch gewisse Chancen bietet. Wie Krankenhäuser mit diesen Chancen umgehen können, wollen wir heute praxisorientiert angehen.“ Im Fokus der Veranstaltung standen drei Leitfragen: Welche Digitalisierungsthemen werden von saarländischen Krankenhäusern am dringlichsten angesehen? Inwieweit können die Krankenhäuser zu diesen Themen Netzwerke bilden und kooperieren? Wie können gemeinsame Strategien zu digitalen Änderungsprozessen entwickelt werden?

Stephan Kolling, Staatssekretär des saarländischen Gesundheitsministeriums, fand in seinem Gastvortrag klare Worte: „Das Gesundheitssystem steht, trotz aller Bemühungen und Vorhaben in den letzten Jahren, im deutschen Branchenvergleich bei der Digitalisierung noch immer hinten.“ Dabei entstünden permanent neue digitale Innovationen und telemedizinische Anwendungen, vor allem im Bereich Wearables und Gesundheitsapps. „Meine Vitaldaten laufen zeitaktuell in eine Cloud im Silicon Valley und werden ausgewertet und kontrolliert. Die Patientendaten meiner Nachbarin im Krankenhaus enden am Klemmbrett des Patientenzimmers. Warum nur?“ Drei von fünf Krankenhäusern in Deutschland verfügten über keine Digitalisierungsstrategie, zitierte Kolling eine Umfrage von 2016 und 2017 von McKinsey. „McKinsey schätzt, dass durch Digitalisierung in Deutschland insgesamt 34 Milliarden Euro der gesamten Gesundheitsausgaben eingespart werden könnten. Dies entspräche einem Anteil von ca. 12 Prozent der gesamten Ausgaben für Gesundheit und Patientenversorgung.“

In erster Linie sei die Eigenverantwortung der Krankenhäuser gefragt, aber auch bundespolitisch müsste noch Einiges auf den Weg gebracht werden, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen und den Krankenhäusern voranzubringen. „Mit dem E-Health-Gesetz und dem aktuellen Digitalen Versorgungsgesetz sind die Weichen und Rahmenbedingungen auf Zukunft gestellt.“ Auch finanziell fördern Land und Bund digitale Projekte in Krankenhäusern. Mit dem Strukturfonds II biete der Bund Krankenhäusern ebenfalls die Möglichkeit, Mittel für die Bildung telemedizinischer Netzwerkstrukturen und die Verbesserung der IT-Sicherheit von Krankenhäusern zu beantragen. „Die saarländische Landesregierung wird sich auf jeden Fall dafür stark machen, dass die Digitalisierung im Gesundheitsbereich und damit auch im stationären Bereich weiter vorangebracht wird“, kündigte Kolling an.

Um die Prioritäten zu ermitteln, haben die Verantwortlichen in der Vorbereitung auf die Tagung einen Online-Fragebogen erstellt. Dr. Jürgen Stübner, Geschäftsführer von Stübner&Partner Unternehmensentwicklung, führte durch die Veranstaltung und stellte die Ergebnisse vor. Die Befragten gaben an, dass die Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie, Patientenprozesse sowie Daten- und IT-Sicherheit am wichtigsten seien. In zwei Workshop-Runden haben die Teilnehmer diese Themen sowie die externe Vernetzung und die Aufgaben der Führungsebene mit den Moderatoren Dr. Jürgen Stübner, Achim Schütz (Systcoach.consulting), Dr. Oliver Hanka (Cyoss GmbH Informations- und Datensicherheit), Dr. Ferdinand Jeute (Future Health GmbH) und Lothar Mieniets (mine² mind emergence) aufgegriffen. Sie haben erörtert, an welchem Punkt die Krankenhäuser bei diesen Themen stehen und wo sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben.

„Wir brauchen eine gemeinsame Strategie“, betonte Manfred Klein, Vorstandsvorsitzender der Saarländischen Krankenhausgesellschaft e.V. Dabei gehe es nicht darum, alles gemeinsam und an sämtlichen Krankenhausstandorten umzusetzen, sondern Schnittstellen zu schaffen und eine gemeinsame Vorgehensweise zu finden. „Jeder von uns kann seine eigene Welt haben, aber die müssen miteinander kommunizieren können.“ Als Beispiel nannte er die elektronische Patientenakte, die es ermöglichen soll, Behandlungsprozesse digital abzubilden. Vorteile seien etwa, dass Akten und Befunde nicht im Archiv verschwinden, sondern einrichtungsübergreifend zur Verfügung stehen, dadurch Doppeluntersuchungen vermieden und die medizinische Versorgung der Patienten verbessert werden können.

Die elektronische Patientenakte sei ein Baustein von vielen, ergänzte Thomas Jungen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Saarland. Die technischen Neuerungen bieten viele Möglichkeiten, die Behandlung der Patienten qualitativ zu verbessern. In der Telemedizin etwa können Spezialisten ihre Expertise einbringen, ohne vor Ort sein zu müssen – gerade im ländlichen Raum ein Thema. Doch die Umsetzung sei mit hohen Kosten und vielen Ressourcen verbunden – weshalb sich die Arbeitsgemeinschaft dazu entschieden habe, mit dieser Tagung den Grundstein für eine Zusammenarbeit der saarländischen Krankenhäuser zu legen. Dr. Jürgen Stübner resümierte: „Es muss nicht jeder eine gesamte Strategie entwickeln, wenn man das in einer Arbeitsgruppe macht. Und die Bereitschaft ist gegeben.“ Geplant sei, mit weiteren Veranstaltungen in die Tiefe zu gehen.

„Dieses Format ist ein arbeitsfähiges Format, mit dem man ein gutes Stück weiterkommen könnte“, sagte Manfred Klein. In der CEB sehe er einen guten Partner, der Erfahrungen mit Dienstleistungen im Gesundheitswesen habe und gleichzeitig einen neutralen Boden für die Vertreter der Krankenhäuser biete. Auch CEB-Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth zeigte sich erfreut über die gelungene Tagung und die gute Zusammenarbeit mit den Koordinatoren der Saarländischen Krankenhausgesellschaft e.V. und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Saarland.