Fünf Frauen haben sich zu Betreuungskräften in Pflegeeinrichtungen schulen lassen – ein Gespräch

HILBRINGEN Sie sind da. Sie lesen vor, hören zu und sprechen mit den Menschen. Auch wenn manche von ihnen bald vergessen werden, wer ihnen gegenüber sitzt. Speziell geschulte Fachkräfte betreuen und unterstützen Senioren in Pflegeheimen. Fünf Frauen haben ihre Qualifizierung zur zusätzlichen Betreuungskraft in Pflegeeinrichtungen nach §§ 43b und 53c SGB XI bei der CEB in Hilbringen abgeschlossen. Sie erzählen von ihren Erfahrungen, ihren Wünschen und warum sie sich für diese Qualifizierung entschieden haben.

Die Biographien sind unterschiedlich. Daria Wilkin-Zender ist ausgebildete Fotografin, hat aber in den vergangenen Jahren Familienangehörige gepflegt. „Ich habe gemerkt, dass ich mich gut mit Menschen unterhalten kann, sie gut betreuen kann“, sagt sie. Das hat sie fokussiert, als sie nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren konnte. Im Rahmen der Maßnahme „Orientierung und Aktivierung“, bei der die CEB im Auftrag der Agentur für Arbeit bei der beruflichen Wiedereingliederung hilft, hat sie sich für ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung entschieden. Vor allem die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen habe ihr so gut gefallen, dass sie sich zur Betreuungskraft qualifizieren wollte. „Es tut so gut, wenn man anderen Menschen helfen kann“, sagt sie. Die anderen Frauen nicken zustimmend. „Die Senioren sind so dankbar, lächeln mit den Augen, das ist das Schönste, was es gibt!“, sagt Bernadette Linnenschmidt.

Seit Jahren steigt die Zahl an pflegebedürftigen Menschen. Der Gesetzgeber hat auf den Pflegenotstand reagiert und 2017 festgelegt, dass alle Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen Anspruch auf zusätzliche Betreuung haben, die über die notwendige Versorgung hinausgeht. „Die Pflegefachkräfte sind froh, wenn wir kommen. Wir entlasten sie“, sagt Monika Raber. Die Betreuungskräfte führen deren Arbeit fort und unterstützen die Senioren bei alltäglichen Aktivitäten. Sie beschäftigen sich mit ihnen, basteln oder spielen Karten. „Wir können die Menschen auch mal auf dem Zimmer besuchen und einfach Zeit mit ihnen verbringen“, sagt sie.

Monika Raber hat sechs Kinder großgezogen und zuletzt in einer Küche gearbeitet, doch das hat sie nicht glücklich gemacht. Auf der Suche nach anderen Möglichkeiten ist sie auf die Qualifizierung zur Betreuungskraft gestoßen. „Die Arbeit ist erfüllend“, sagt sie. „Wir können den Weg mit den Menschen bis zu deren Ende gehen.“ Damit kommt nicht jeder zurecht, wirft die Dozentin Irene Montnacher ein. „Manche können nicht damit umgehen, dass sie die Menschen, für die sie verantwortlich sind, nach und nach verlieren.“ Deshalb zählt Stressbewältigung zu den Inhalten des Kurses. Das letzte Thema, das die Frauen an diesem Tag besprechen, bevor sie ihre Zertifikate erhalten. Was außer dem fachlichen Wissen für die Arbeit mit Pflegebedürftigen wichtig ist? „Eine hervorragende Sozialkompetenz“, sagt Irene Montnacher. „Empathie und Einfühlungsvermögen“, stimmt Bernadette Linnenschmidt zu. „Aber auch Ruhe und Gelassenheit“, ergänzt Monika Raber. Vor allem, wenn die Menschen an Demenz erkrankt sind. „Demenzerkrankte lernen jemanden alle fünf Minuten neu kennen, damit muss man umgehen können.“

Was Betreuungskräfte bewirken können, hat Bernadette Linnenschmidt an ihrem pflegebedürftigen Bruder erfahren. Als die Qualifizierung zur zusätzlichen Betreuungskraft in Pflegeeinrichtung entstanden ist und diese sich in den Einrichtungen etabliert hat, sei ihr Bruder aufgeblüht. Linnenschmidt hat selbst nebenberuflich in der Pflege gearbeitet. Da ihr das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist, hat sie sich für die Qualifizierung zur Betreuungskraft entschieden. Am Tag nach der Zertifikatsübergabe tritt sie ihre Arbeit in einer Pflegeeinrichtung an ihrem Wohnort an. „Das ist ein Glücksfall, ich habe meine Berufung gefunden“, sagt Linnenschmidt.

„Ich wusste überhaupt nicht, dass es diese Qualifizierung gibt“, gibt Christina Herres zu. Als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte hat sie zwar Kontakt zu mit älteren Menschen, aber in einem anderen Umfeld. Erste Berührungspunkte mit der Betreuung hat auch sie über das Praktikum während der Maßnahme „Orientierung und Aktivierung“ erhalten. Diese praktische Erfahrung in einer Pflegeeinrichtung habe sie für die Arbeit mit den Senioren begeistert. Herres spricht aber auch ein Problem an: „Schade ist, dass in dem Bereich vor allem Teilzeitstellen angeboten werden.“ Meist gebe es unterschiedliche Schichten, im Zeitfenster von 10 bis 17 Uhr, erklärt Jessica Ganswind. Dabei sei der Bedarf auch bei den Senioren größer. „Was machen die Menschen in den Abendstunden, bis sie zu Bett gehen?“, stellt sie in den Raum.

Jessica Ganswind ist examinierte Altenpflegerin, aber mit ihren drei Kindern kann sie den Schichtdienst in der Altenpflege nicht mehr bewältigen. Als Betreuungskraft arbeitet sie tagsüber, das kann sie mit ihrer Familie vereinbaren. Die junge Mutter überlegt, sich weiter zur Pflegedienstleitung zu qualifizieren – auch eine Tagesschicht. Monika Raber sieht sich ebenfalls noch nicht am Ziel, sie will sich auf die Arbeit im Hospiz spezialisieren. Bernadette Linnenschmidt kann es derweil kaum erwarten, als Betreuungsfachkraft zu arbeiten: „Ich kann alles, was ich bisher in meinem Leben gelernt habe, in die neue Tätigkeit einbringen. Das ist so schön!“

INFO

Die CEB bietet die Qualifizierung zur zusätzlichen Betreuungskraft in Pflegeeinrichtungen nach §§ 43b und 53c SGB XI in Vollzeit an. Die Maßnahme dauert sechs Wochen. Zu den Inhalten zählen Alter und Krankheit, Kommunikation und Beziehungsgestaltung, Beschäftigung mit alten Menschen, Ernährung im Alter, pflegerische Aspekte sowie Recht und Prävention. Der theoretische Unterricht findet dreimal wöchentlich in der CEB Akademie in Hilbringen statt. Das Praktikum an den verbleibenden beiden Tagen richtet sich nach den betrieblichen Zeiten der Pflegeeinrichtung. Der Kurs wird erneut ab Oktober dieses Jahres angeboten. Weitere Infos gibt es bei Annette Urnau, Tel. (06861) 930884, und unter www.ceb-akademie.de.