HILBRINGEN „Das Schöne kommt oftmals zu kurz“, sagt Rita Seiwert auf die Frage nach ihrer Motivation, einen Literaturkreis zu leiten. Literaturkreis, das klingt verstaubt, ruft das Bild von in die Jahre gekommenen Damen ins Gedächtnis, die mit klappernden Teetässchen vor ockerfarbener Blümchentapete sitzen. Doch keineswegs. Seiwert habe im Alltag oft erlebt, dass sich Menschen über Bücher austauschen, die sie gelesen haben. „Und wissen wollten: Was sagst du dazu?“ Dazu wollte sie eine Gelegenheit bieten und hat bei der CEB Akademie in Hilbringen einen Literaturkreis angeregt, den sie seit zwei Jahren leitet. Das nächste Semester beginnt am Dienstag, 4. September, um 18 Uhr.

„Querbeet“ sagt Seiwert über das Genre der Bücher, die bisher im Literaturkreis besprochen wurden. Die Spanne reicht von Klassikern wie „Der Richter und sein Henker“ von Friedrich Dürrenmatt bis hin zu „Der Hut des Präsidenten“, ein phantastischer Roman des französischen Bestsellerautors Antoine Laurain. Oder auch „Die Moselreise. Roman eines Kindes“ des erst kürzlich mit dem Peter-Wust-Preis ausgezeichneten deutschen Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil. Der erste Titel, der im neuen Turnus behandelt wird, ist „Was vom Tage übrig blieb“ des britischen Autors und Literatur-Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. In dem Roman erzählt der Butler Stevens von seinem Leben auf dem britischen Landsitz Darlington Hall in der Gegenwart – Spätsommer 1956 – und der Vergangenheit.

Im Literaturkreis steht der Austausch im Fokus. Über das gelesene Buch, die Figuren, die Zeit, in der es spielt. Rita Seiwert hat den Teilnehmern auch schon mal eine Figur zugewiesen, zu der sie ihre Eindrücke mitteilen konnten. Sie erzählen aber auch oft aus ihrem eigenen Leben, wenn sie im Buch Situationen wiederfinden, die sie selbst erlebt haben oder die sie an etwas aus ihrer Vergangenheit erinnern. Besonders an dem Kreis ist für Seiwert auch, dass man immer wieder auf Bücher stößt, auf die man ohne den Austausch vielleicht nicht gekommen wäre. Man entdecke, dass sich manches doch interessanter liest, als der Buchtitel es im Vorbeigehen erahnen ließ.

Anfangs hat Rita Seiwert einige Bücher zu den Treffen mitgebracht, aus denen sich die Teilnehmer einen Titel für den kommenden Termin ausgesucht haben. Ab und an habe auch jemand anderes Bücher zur Lektüre vorgeschlagen. So soll es künftig auch sein. Jeder der will, kann ein Buch vorschlagen und gemeinsam wird entschieden, welches besprochen wird. Dabei ist es nicht notwendig, das Buch in gedruckter Form zu lesen. „Wir haben auch einen Teilnehmer, der die Bücher auf seinem E-Book-Reader liest und mitbringt“, erzählt Seiwert. Eine weitere Idee ist es, ein Buch zu besprechen, zu dem der Literaturkreis gemeinsam eine passende Lesung besuchen könnte.

Der Literaturkreis ist für alle Interessierten offen. Wer möchte, kann auch zu einzelnen Terminen kommen. Die Treffen sollen nicht wie bisher alle vier, sondern alle sechs Wochen jeweils dienstags um 18 Uhr in der CEB Akademie stattfinden. Die Termine sind: 4. September, 16. Oktober, 27. November, 15. Januar, 26. Februar, 9. April und 21. Mai. Die Lektüre für den folgenden Termin wird nach der Abstimmung unter anderem auf der Webseite der CEB bekanntgegeben. Die Kosten betragen 50 Euro für alle sieben Termine, acht Euro für einen einzelnen Termin.

(Text: Ruth Hien)