HILBRINGEN Sie sortieren, begutachten und nehmen die Bücher anschließend in ihren Bestand auf. Seit Februar verkaufen die Beschäftigen der Behindertenwerkstatt des Centrums für soziale Inklusion (CEBIN) ihre Ware bei Booklooker, einem Online-Portal für gebrauchte Bücher. Dort können die Mitarbeiter des Bücherantiquariats den Zustand der Bücher beschreiben, während Nutzer gezielt nach Büchern suchen und auswählen können. Die Preise richten sich je nach Angebot und Nachfrage. Gibt man den Mitgliedsnamen CEBIN ein, finden Nutzer ausschließlich Ware aus dem Bücherantiquariat der CEBIN. Ehe man mit dem Online-Verkauf starten konnte, haben die Mitarbeiter über zwei Jahre die Bücherspenden erfasst und katalogisiert. Nicole Bellgardt-Erlbeck, Sozialarbeiterin und Leitern des Projektes, erzählt, dass man zunächst darüber nachgedacht hatte, die Bücher bei Amazon zu verkaufen, doch dort wurde man aus Gründen, die nicht genannt wurden, abgewiesen. Somit entschied man sich für Booklooker.

Das Team, das aus sechs Teilnehmern des Centrums für soziale Inklusion der Christlichen Erwachsenenbildung besteht, übernimmt die Arbeiten für den Verkauf. Zwei von ihnen kümmern sich um das Einstellen der Bücher im Online-Portal, die anderen verfassen die Zustandsbeschreibung, aktualisieren die Preise und machen die Bücher für den Verstand fertig. Verschickt werden diese anschließend nach Belgien, Österreich, Nord- und Süddeutschland. Darüber hinaus haben die Kunden die Möglichkeit, die Bücher selbst abzuholen, um die anfallenden Portokosten zu sparen. „Bisher haben wir 169 Bücher verkauft, davon allein im Monat Juli 75 Bücher. Die Verkaufszahlen steigen“, erzählt die Sozialarbeiterin. In ihren Paketen legen sie zudem ein Begleitschreiben bei, das die Käufer über die Bücherwerkstatt der CEBIN und über die Menschen dahinter informiert. Das trifft nach Worten der Leiterin auf große und positive Resonanz, „weil die Käufer das gerne unterstützen“, begründet sie. Daher können sie mittlerweile feststellen, dass sich eine Stammkundschaft entwickelt, die regelmäßig bei ihnen Bücher bestellt.

Leben können sie nur von den zahlreichen Bücherspenden, die jeder bei ihnen abgeben kann, sagt Bellgardt-Erlbeck. Mittlerweile haben sie über tausend Bücher in den Regalen stehen, weitere sind noch in Kisten verpackt. Angenommen wird jedes Buch, sei es Belletristik wie Kriminalromane, historische Romane oder Kinder- und Jugendliteratur sowie Sach- und Kochbücher. „Kinder- und Kochbücher können dagegen nicht über den Online-Versand verkauft werden“, erzählt sie. Der Grund dafür: „Die Leute wollen sehen, in welchem Zustand die Bücher sind.“ Sind in dem Kochbuch viele Flecken, weil das Buch auf der Arbeitsfläche lag, oder ist das Kinderbuch möglicherweise bemalt, zählen zu den Fragen, die Käufer lieber vor Ort beantwortet bekommen. Daher haben Interessierte Mitte September wieder die Chance, beim Büchermarkt Bücher für einen guten Zweck zu erwerben. Darüber hinaus sind weitere Bücherbasare und Bücherwochen mit verschiedenen Themen sowie eine Autorenlesung geplant. Auf dem Bücherbasar werden dann Bücher verkauft, die unter anderem zu groß für den Versand oder zu alt sind, um den Zustand adäquat zu beschreiben.

Wer bei der CEBIN Bücherspenden abgeben möchte, richtet sich nach den gewohnten Öffnungszeiten der CEB in Hilbringen. Die Öffnungszeiten sind von montags bis donnerstags 7.30 bis 16.15 Uhr und freitags von 7.30 bis 13 Uhr.

  Wie alles begann…

Angefangen hat alles durch eine Bücherspende des Rotarier-Clubs zur Leseförderung. Daraufhin habe man so viele Bücher gehabt, dass man überlegte, was man mit diesen machen könnte. Mit den Büchern an Auktionen teilzunehmen und sie zu versteigern, war laut Nicole Bellgardt-Erlbeck keine Option. Denn die Angestellten brauchen ihren Worten nach klar gegliederte Strukturen. In der Bücherwerkstatt haben sie eine „sinnvolle Beschäftigung, weil sie sehen was passiert und wo der Sinn der Arbeit liegt“, erläutert die Sozialarbeiterin. Daher achte man auch auf die besonderen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen. Wenn jemand an einem Tag lieber katalogisiert, als an der Versandbearbeitung zu arbeiten, werden dann auch mal Plätze getauscht, denn die Arbeit soll Spaß machen. Schließlich soll die Behindertenwerkstatt die Angestellten fit für die freie Wirtschaft machen, um ihnen dort einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Bellgardt-Erlbeck sagt, dass alle ihrer Angestellten fit für den Arbeitsmarkt sind, wenn man denn Rücksicht auf sie nimmt. „Doch soweit ist die Gesellschaft noch nicht“, findet sie. In der Bücherwerkstatt wird die Teamfähigkeit gleichermaßen geschult wie die Belastbarkeit und die allgemeinen kognitiven Übungen. Des Weiteren werden den Beschäftigten Praktika angeboten und bei ihrer Bewerbung werden sie unterstützt, um ihnen so beim Einstieg in den Beruf zu helfen. Für die Zukunft wünscht sie sich einen stetig wachsenden Buchverkauf, der ihre Mitarbeiter stabilisiert, da so die einzelnen Tätigkeiten routiniert ausgeführt werden. Dadurch werden die Mitarbeiter motiviert, sodass weiterhin Freude an der Arbeit bestehen bleiben kann.

(Text: Tina Leistenschneider)