An der Villa Borg entstehen Schutzbauten für die Archäologie — mit Eifer dabei sind Helfer aus dem Hilbringer Inklusionszentrum

 HILBRINGEN Seit gut fünf Wochen wird an der Villa Borg weiter getüftelt. Derzeit werden dort die Schutzbauten für die experimentelle Archäologie errichtet, welche in Zukunft stärker ausgebaut werden soll und zu denen die Tonfabrik und Töpferei, die Schmiede und der Glasofen zählen. „Dabei achten wir darauf, dass man die damalige Architektur der Römer übernimmt“, weiß Bettina Birkenhagen, Ausgrabungsleiterin der Villa Borg. Zwar stehen die Holzpfosten für mehr Stabilität in einem Betonfundament, die Architektur der Holzhäuser sei jedoch dem römischen Ursprung entnommen.

Die Arbeit auf dem Boden der archäologischen Ausgrabung der Villa Borg übernehmen Mitarbeiter des Centrums für soziale Inklusion (CEBIN) in Hilbringen, das zur CEB Akademie gehört. Dass man CEBIN dafür als Partner gewinnen konnte, war im Vornherein nicht geplant: „Wir bekamen finanzielle Mittel vom Wirtschaftsministerium für den Bau der Schutzbauten. Daraufhin erstellten wir einen Kostenvoranschlag und nahmen mehrere Angebote entgegen“, erzählt Birkenhagen.

Die CEBIN gab daraufhin ein so attraktives Angebot ab, das man sofort annahm. Seit ein paar Wochen sind die Männer bereits beflissen am Werkeln und die Kooperation „funktioniert sehr gut. Die Mitarbeiter sind sehr fleißig dabei“, findet Birkenhagen und zeigt sich zufrieden mit der Zusammenarbeit, die sie auch zukünftig begrüßen würde. „Auch auf der Ausgrabung“, sagt sie.

Die Mitarbeiter von CEBIN übernehmen diverse Arbeitsmöglichkeiten für Privatleute oder Firmen, beispielsweise die Entsorgung von Fliesen bei Villeroy&Boch. Dass sie bei einer touristischen Sehenswürdigkeit wie der Villa Borg mitarbeiten können, ist „ein Pilotprojekt und ein guter Test für die Mitarbeiter“, sagt Rolf Lay, der bei den Sozialbetrieben CEBIS und CEBIN für die Inklusion zuständig ist. Für ihn und sein Team sowie für die Mitarbeiter der Behindertenwerkstatt ist es „eine große Auszeichnung, solche Leistungen unter Anleitung schaffen zu können und zu zeigen, wozu sie in der Lage sind“, erzählt Lay. Ihm zufolge trägt die tägliche Arbeit einen wichtigen Teil zur Stabilisierung der Menschen bei, für die ein geregelter Tagesablauf maßgeblich ist. Daher ist CEBIN besonders stolz darauf, dieses Signal für die Inklusion zu setzen, denn die Mitarbeiter leisten ihren Teil zur Arbeit und erwirken so die Wettbewerbsfähigkeit von CEBIN, mit der man in Konkurrenz mit anderen Betrieben stehen kann.

Auch die Mitarbeiter von CEBIN nehmen die Aufgabe gut an. Andreas Schäfer und Herbert Lang sind die beiden Gruppenleiter für die fünf Mitarbeiter und betreuen die Gruppe, packen aber auch tatkräftig mit an. Schäfer, der die Mitarbeiter von CEBIN kennt und begleitet, stellte das Team zusammen und weiß daher genau, wieso ihnen die Arbeit an der Villa Borg so gut gefällt: „Sie werden durch die frische Luft lebendiger und es ist was anderes, als in den Hallen zu arbeiten. Hier können sie körperlich mit ihren Händen schaffen.“ Dadurch sehen sie auch, „was sie machen und entstehen lassen“, ergänzt Lay. In ein paar Wochen sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Wenn die Mitarbeiter von CEBIN dann wieder die Villa Borg besuchen, werden sie mit Stolz auf ihre verrichtete Arbeit blicken.

Hintergrund

Seit 2012 ist in die Christliche Erwachsenenbildung (CEB) in Hilbringen das Centrum für soziale Inklusion mit der Behindertenwerkstatt integriert. Insgesamt 21 Menschen mit psychischer Behinderung sind derzeit dort beschäftigt und auf drei Gruppen aufgeteilt. Die Aufgaben variieren dabei je nach Angebot und Beschäftigung. So arbeiten sie in einer der Werkstätten der CEB, in Firmen oder im Bücherantiquariat. Das Motto der Institution ist „Fordern und Fördern“. Man möchte jeden persönlich fördern und gleichzeitig fordern. Soziale Kompetenzen sollen gefördert werden, denn das Ziel der Behindertenwerkstatt ist die Integration in einen Betrieb. Daher übernehmen die Angestellten viele Aufgaben, die in jedem Betrieb essentiell sind. Die Gruppenleitung der Arbeiter auf der Villa Borg haben Andreas Schäfer und Herbert Lang übernommen. Die Leiter führen die Gruppe und sorgen dafür, dass die Qualität den vorangestellten Ansprüchen entspricht. Andreas Schäfer hatte bereits ein dreiviertel Jahr im Voraus mit den Menschen gearbeitet und daher die fünf Mann zusammengestellt, die täglich nach Perl-Borg zum Arbeiten fahren. Bei den 21 Mitarbeitern handelt es sich zum Teil um gelernte Facharbeiter, um Menschen ohne Ausbildung oder mit abgebrochenem Studium, das sie ob ihrer Behinderung nicht beenden konnten. Durch die Arbeit in der Werkstatt bekommen sie die Chance auf eine Beschäftigung, die für einen geregelten Tagesablauf sorgt und ihnen Rolf Lay zufolge mehr Stabilität im Leben gibt.

(Text: Tina Leistenschneider)