Beim Jahresauftakt der CEB sprach Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest, über Prävention, Gesundheit und Chancen für den Landkreis Merzig-Wadern

HILBRINGEN „Von der nun beginnenden Dekade erhoffen wir, dass man wieder von ‚Goldenen Zwanzigern‘ reden kann“, sagte der Vorsitzende Gisbert Eisenbarth beim Jahresauftakt der CEB Akademie in Hilbringen. „Der Mythos, der die letzten 20er begleitet, heißt: progressiv, aufgeschlossen, frei! Das können wir auch heute gut gebrauchen.“ Die CEB will sich den Herausforderungen der kommenden Jahre stellen, Lösungen erarbeiten und tatkräftig handeln. In seiner Begrüßung fasste Eisenbarth wichtige Zukunftsfragen zusammen, von denen viele bereits jetzt die Arbeit der CEB berühren.

Klima, Natur und Umwelt sind bekannte Anliegen, die in der jüngsten Vergangenheit eine neue Wertigkeit erfahren haben. Über die Folgerungen, die aus der Erderwärmung zu ziehen sind, gibt es große Meinungsverschiedenheiten und politischen Streit, sagte Eisenbarth. Und stellte die Fragen in den Raum: Können wir persönlich und lokal etwas zur Lösung beitragen? Wie können wir neues Bewusstsein im Sinne des Schöpfungsauftrags erzeugen? An welchen „Rädchen“ können wir selbst drehen, um alles in der Gesamtheit in die richtige Richtung zu drehen? Und: Wie können wir verhindern, dass die Gesellschaft in diesem Punkt weiter gespalten wird? „In einem CEB-Klima-Forum wollen wir in 2020 diesen Fragestellungen nachgehen“, kündigte der CEB-Vorsitzende an.

Die schwierige weltpolitische Situation wird mitunter dazu beitragen, dass sich die Demokratien in Europa verändern. Die Demokratie als Grundlage des Zusammenlebens zu erhalten und weiterzuentwickeln ist eine Aufgabe, der sich die CEB in ihrer werteorientierten Arbeit verschrieben hat. Als weiteren Punkt nannte Eisenbarth die Digitalisierung, die das Wirtschaftsleben in den kommenden Jahrzehnten entscheidend prägen wird. Die CEB will die sich bietenden Chancen nutzen, „wir haben unsere Schulungskonzepte neu ausgerichtet und arbeiten in verschiedenen Projekten mit digitaler Ausrichtung, insbesondere im Gesundheitswesen.“

Gesundheitliche Versorgung, Prävention sowie die Ausbildung und Qualifizierung im Gesundheitsbereich sind seit Jahren wichtige Säulen der CEB. Auch angesichts des demografischen Wandels bleibt die Versorgung pflegebedürftiger Menschen eine große Aufgabe. „Durch die Gesundheitsfachschulen in Hilbringen und Trier leisten wir unseren Beitrag zur Zukunftssicherung“, sagte Eisenbarth. Um dem steigenden Fachkräftebedarf gerecht zu werden, hat die CEB zudem ein Pilotprojekt mit jungen Menschen aus dem Kosovo gestartet. „Derzeit bereiten sich 30 Absolventen von medizinischen Mittelschulen auf ihren Einsatz in der Region Saar-Mosel vor.“ Im Sommer beginnen sie in Partner-Pflegeeinrichtungen die praktische Ausbildung zu Pflegefachkräften, die schulische Ausbildung absolvieren sie in der Caritas-Gesundheitsakademie in Hilbringen und der CEB-Gesundheitsfachschule in Trier. Auch in der Erwachsenenbildung bietet die CEB zahlreiche Vorträge, Seminare und Kurse zum Thema Gesundheit an. „Mit wachsendem Zuspruch, wie wir im vergangenen Jahr erfreut feststellen können. Der Erfolg ermuntert uns, diesen Weg weiter zu beschreiten und die Angebote auszuweiten“, so Eisenbarth.

Ein Vorhaben, das den Gastredner des Jahresauftaktes, Prof. Dr. Jörg Loth, freuen dürfte. „Die Saarländerinnen und Saarländer sind im Bundesvergleich in vielen Bereichen Präventions-Skeptiker – viele wissen nicht, dass sie zudem mit einer gesunden Lebensführung typische Volkskrankheiten wie Diabetes und Übergewicht vermeiden können. Unsere gemeinsame Verantwortung ist es daher, die Bevölkerung von diesem Mehrwert für die eigene Gesundheit zu überzeugen. Dazu muss Gesundheit im Alltag greifbar werden“, sagte der Vorstand der IKK Südwest und Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken. Dazu kommt die demografische Entwicklung. In seinem Vortrag zeigte Loth die aktuelle Situation und die Entwicklung im Landkreis. Zwischen 2000 und 2014 hat sich die Bevölkerung um drei Prozent reduziert. Prognostiziert ist zugleich, dass die Einwohnerzahl in den kommenden zehn Jahren um weitere fünf Prozent zurückgeht. Im gleichen Zeitraum steigt die Zahl der Menschen, die älter als 65 Jahre sind, um 25 Prozent. „Die Bevölkerung im Landkreis wird weniger – und älter“, fasste Loth zusammen.

Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, stellte Loth eine Vision vor, an der aktuell mit vielen Partnern und Akteuren gearbeitet wird: „Unser Saarland bekennt sich als erstes Bundesland zu einem Gesundheits- und Präventionsland.“ Alle bisherigen Aktivitäten sollen zu einer stimmigen und konsistenten Gesamtstrategie zwischen Land, Landkreisen und Kommunen zusammengeführt werden. Eine Strategie, von der nach Loths Aussage jeder profitiert: die Menschen, die in der Region leben, die Wirtschaft, der Tourismus und die Naherholung.

Um zu sehen, wie die Mechanismen funktionieren, soll diese Idee erst einmal in mindestens einem Pilot-Landkreis mit mehreren Pilot-Kommunen erprobt werden. Loth könne sich gut vorstellen, dass Merzig-Wadern ein solcher Pilot-Landkreis wird. „Das schaffen wir, wenn wir die Stärke unseres schönen Landkreises nutzen: den Zusammenhalt und die enge Vernetzung untereinander. So wollen wir ab sofort und unter Einbezug sämtlicher Akteure, insbesondere den Ehrenamtlichen und den Vereinen, Maßnahmen entwickeln, mit deren Hilfe die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft noch gesünder werden und wir die gesundheitlichen und demografischen Herausforderungen in der Zukunft meistern können.“

Im Landkreis Merzig-Wadern könne man zudem auf gute Erfahrungswerte zurückgreifen. Der Gesundheitscampus Merzig beispielsweise arbeitet bereits sektorenübergreifend. Der stationäre Bereich ist verzahnt mit ambulanten Einrichtungen und dem zweiten Gesundheitsmarkt, zu dem unter anderem Fitness und Wellness gehören und der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Aktivitäten könne man über den bisherigen Gesundheitscampus hinaus weiter ausbauen. Darüber hinaus organisiert die Landkreisverwaltung seit Jahren erfolgreich sportliche Großveranstaltungen und mit der CEB habe man einen erfahrenen Projektmanager vor Ort, der das Projekt gemeinsam mit den anderen Akteuren gut steuern könne. Wichtig sei vor allem, betonte Jörg Loth, sich zu vernetzen. „Das Bekenntnis zu einem Gesundheits- und Präventionsland stellt eine einmalige Chance dar, für alle Beteiligten“, zeigte er sich überzeugt. „Lassen Sie uns diese Chancen nicht ungenutzt, lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen!“